„Doing a PhD is a lonely business“, hat mal jemand zu mir gesagt. Stimmt. Und deine Betreuungsperson macht es nicht besser, denkst du jetzt, weil sie eh nie zu erreichen ist? Das geht nicht nur dir so, viele Doktorand*innen wünschen sich eine bessere Betreuung. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein und damit sind es auch die Möglichkeiten, was du tun, wie du Abhilfe schaffen kannst – auch ohne bessere Betreuung.
Also: Welches Bedürfnis steht hinter deinem Wunsch nach besserer Betreuung?
Brauchst du
- fachlichen Input,
- Struktur und Deadlines oder
- Anerkennung?
1. Bedürfnis nach fachlichem Input #
Du bist lost, fachlich, thematisch, in der Theorie, in den Daten, weißt nicht, wie rum du argumentieren sollst, wie du die verschiedenen Theoriestränge am besten verknüpfst oder deine Kategorien am besten bildest. Was dir fehlt, ist fachlicher Input. Du bräuchtest eine Person, die sich auskennt in und mit deinem Fachgebiet, die die verschiedenen Theorien kennt, aber auch die Fallstricke, die in der Empirie lauern, einen Sparringspartner, der deine Gedankengänge nachvollziehen kann. Allein: Dein Doktorvater, deine Doktormutter meldet sich nicht.
Das kannst du tun: Such dir ein Kolloquium zu deinem Thema oder organisiere eins, wenn es noch keins gibt, kurz: vernetze dich – mit anderen Promovierenden, Studis, Postdocs und Profs. Du kannst die Treffen auch digital veranstalten, dann können auch Menschen teilnehmen, die du z. B. von der letzten Konferenz kennst. Aber so ein Kolloq kann auch mini sein, schon der regelmäßige, strukturierte Austausch mit ein oder zwei Personen kann unheimlich viel bewirken. Und falls du Skrupel hast zu fragen: So wie du nach Austausch suchst und nach den (vermutlich) wenigen Menschen auf der Welt, die ähnlich tief in deinem Thema drinstecken wie du selbst, tun das auch andere, die vielleicht dankbar für deine Initiative sind.
2. Bedürfnis nach Struktur und Deadlines #
„Nächstes Semester wird alles anders“, sagst du dir und nimmst dir vor, zukünftig immer schon um 8 Uhr an der Diss zu sitzen, um sie endlich kontinuierlich voranzubringen. Und dann klappt diese Selbstverpflichtung schon wieder nicht. Aber leider ist eine Promotion die ultimative Eigenverantwortung. Nach dem strukturierten Studium mit zeitlich klar abgesteckter Bachelor- und Masterarbeit bist du nun ohne Struktur und häufig auch ohne Zeitlimit – und damit kann der Wunsch wachsen, diese von außen gesetzt zu bekommen, z. B. von der Person, die dich betreut. Du sehnst dich nach einer Tagesstruktur, nach Accountability, nach echten Deadlines.
Das kannst du tun: Schaff dir Accountability über andere Kanäle. Verabrede dich mit Menschen zum Arbeiten, vielleicht trinkt ihr einen (zeitlich begrenzten) Kaffee in der Cafeteria der Bib, bevor ihr loslegt, geht später gemeinsam Mittagessen und macht zur selben Zeit Feierabend. Oder du verabredest dich zum virtuellen Coworking, schickst deinen Text zu festgelegten Zeitpunkten an eine*n Lektor*in oder meldest dich für Konferenzen an, für die du ein Paper schreiben musst, ein Poster oder einen Vortrag vorbereiten. Und zack, da hast du deine festen Arbeitszeiten, deine Struktur und deine Deadlines, zumindest für Teile deiner Arbeit. Auch ohne eine Betreuungsperson, die dir ständig über die Schulter schaut.
3. Bedürfnis nach Anerkennung #
Tag für Tag oder Wochentag für Wochentag sitzt du an deiner Diss, machst daneben vielleicht auch noch Lehre und arbeitest anderen Forschenden zu oder du promovierst extern und arbeitest außerhalb der Uni. Auf jeden Fall arbeitest du viel, vor allem an deiner Diss, und du machst das gut und dafür wünschst du dir Anerkennung von deiner Doktormutter, deinem Doktorvater. Aber stattdessen bekommst du nur Tipps, was du noch alles einarbeiten könntest, zu welcher Konferenz du noch gehen könntest, wer schon ein gutes Paper zu deinem Thema veröffentlicht hat. Dabei würde nur ein bisschen Anerkennung dich gerade viel weiter bringen, dich beflügeln und dich wieder an dich selbst glauben lassen.
Das kannst du tun: Hol dir die Anerkennung woanders, von dir selbst, von anderen Promovierenden, von anderen Forschenden in deinem Themenbereich, von anderen Profs, auf Konferenzen und auch von deinem Freundeskreis, von deiner Familie. Wobei, vielleicht kennst du dieses Bedürfnis nach Anerkennung von früher, von deiner Familie? Eine Person, die ich mal zu dem Thema beraten habe, hätte sich in Kindheit und Jugend mehr Anerkennung vom Vater gewünscht und hatte das nun auf den Doktorvater übertragen. Diese Erkenntnis ermöglichte dann den Blick auf die eben genannten anderen potenziellen Quellen für Anerkennung und Unterstützung und beflügelte schon an sich.
Zusammenfassend: Egal ob du ein Bedürfnis nach fachlichem Input, nach Struktur und Deadlines oder nach Anerkennung hast – find community, finde einen tribe, deinen tribe. Und dann wirst du merken, dass es gar nicht so lonely sein muss, dieses business called doing a PhD.
Du wünschst dir Unterstützung während deiner Diss-Zeit? Dann melde dich gerne per E-Mail oder über das Kontaktformular bei mir und ich begleite dich ein Stück auf deinem Weg. Dabei können wir dann z. B. auch Deadlines festlegen und Anerkennung bekommst du von mir sowieso. Weitere Informationen findest du hier.